Jürgen Klopp zählt sicher zu den Trainern in der Bundesliga, die unter die Kategorie „extrovertiert“ fallen. An der Seitenlinie ist „Kloppo“ nicht selten der brodelnde Vulkan, immer kurz vor dem Ausbruch, was dann auch nicht ganz so selten vorkommt. Doch der Übungsleiter von Borussia Dortmund ist auch abseits der großen Bundesliga-Bühne offenbar für so manch verrückte Idee zu haben. Klopp erkannte das Talent von Erik Durm: Er war besonders schnell, verfügte über eine herausragende Kondition, zeigte sich im Training besonders stark in den Zweikämpfen – und bewies zudem besondere Qualitäten bei seinen Flanken. Also wird sich Jürgen Klopp wohl gedacht haben: Warum in aller Welt spielt dieser Kerl eigentlich Mittelstürmer?
Also kam es beim BVB zu etwa folgendem Dialog, in dem Trainer Klopp seinen Schützling Durm die Frage stellte, die dessen Karriere ungemein beeinflussen sollte. Ob Erik Durm sich eine Umschulung zum Außenverteidiger vorstellen könne? Durm konnte – die Laufbahn des Youngster nahm nun volle Fahrt auf.
Sein Debüt in der Bundesliga gab der 22-Jährige zum Auftakt der Saison 2013/14. Damals wurde er drei Minuten vor dem Ende noch für Robert Lewandowski eingewechselt, als für einen Angreifer. Kurze Zeit später durfte er auch erstmals in der Champions League ran. Wieder spielte Lewandowski eine Nebenrolle, denn Erik Durm bereitete einen Treffer des Polen mustergültig vor. Und wer in so jungen Jahren bereits in der europäischen Königsklasse seine Feuertaufe derart routiniert besteht, der ist natürlich auch für Joachim Löw ein Thema. Schon im Sommer 2014, also nur eine Saison nach dem Ligadebüt, folgte die Premiere für Durm in der Nationalmannschaft. Gegen Kamerun durfte Durm ran – und anschließend sogar zur WM mitfahren. Allerdings auch, weil sein Teamgefährte in Dortmund, Marcel Schmelzer verletzungsbedingt nicht mit an den Zuckerhut reisen konnte. In Brasilien blieb Durm zusammen mit seinen BVB-Mitspielern Matthias Ginter und Kevin Großreutz als einziger Feldspieler indes ohne Einsatzminute. Dem Erfahrungsschatz allerdings konnte die WM-Teilnahme ganz sicher nicht schaden.
Bislang muss einfach festgehalten werden: Erik Durm hat alles richtig gemacht. Auch damals, als der 1. FSV Mainz 05 ihm einen Profivertrag vorlegte. Im Januar 2012 war das, aber der Jungstar lehnte ab. Dortmunds U23 war auf ihn aufmerksam geworden, im darauffolgenden Sommer wechselte er somit zum BVB und spielte in dessen „Zweite“ in der 3. Liga. Ob Erik Durm damals schon eine derart steile Karriere, oder zumindest die große Chance darauf, im Auge hatte? Das ist nicht überliefert. Fakt ist nur: Es trat so ein.