Fast schien es so, als sollte diese Partie eine Art Bewerbungsspiel werden. Er, Bastian Schweinsteiger, ist bereit für das Amt des Kapitäns. Denn was zu diesem Zeitpunkt während des WM-Finales gegen Argentinien noch keiner wusste, war, dass Philipp Lahm längst für sich beschlossen hatte, seine Karriere in der Nationalmannschaft zu beenden. Weil auch sein Stellvertreter Miroslav Klose die Schuhe in der deutschen Elf an den Nagel hängte, war somit der Weg frei für Bastian Schweinsteiger und seine „Berufung“. Gegen die Gauchos jedenfalls trat er endlich einmal auf wie ein echter Anführer. Argentinien foulte, was das Zeug hielt. Wollte Deutschland den Schneid abkaufen. Immer wieder traf es Schweinsteiger, der aber aufstand, die Entschlossenheit in Person. Jener Schweinsteiger also, dem Kritiker schon häufig vorwarfen, er würde in den wirklich wichtigen Spielen abtauchen. Ob im DFB-Team oder auch bei seinem Stammverein, dem FC Bayern München, mit dem „Schweini“ schon unzählige Erfolge feierte. Mit der gewonnenen Weltmeisterschaft ist nun endlich auch ein Titel im Trikot der Nationalmannschaft hinzugekommen.
Bastian Schweinsteiger hat längst die magische Marke von 100 Länderspielen überschritten. Mit seinen 30 Jahren könnte er, wenn er fit bleibt und noch eine EM und WM spielt, vielleicht sogar den Rekord von Lothar Matthäus mit seinen 150 Länderspielen einholen. Sein Ziel wird das sicher weniger sein, eher wird es die EM 2016 in Frankreich, wo er Deutschland als Kapitän zum nächsten Titel führen möchte.
Seit seiner Jugend spielt der zentrale Mittelfeldspieler beim FC Bayern, setzte sich in der U17, in der U19 durch, schaffte schließlich den Sprung zu den Profis. Über 500 Pflichtspiele hat Schweinsteiger für den deutschen Rekordmeister schon absolviert, der unter Nationaltrainer Rudi Völler am 6. Juni gegen Ungarn sein Debüt im Dress der deutschen Nationalmannschaft feierte. Bei der Euro 2004 in Portugal trat er noch nicht sonderlich in Erscheinung, was aber auch daran lag, dass dieses Turnier überschattet war von einer ganz schwachen Leistung der Adlerträger. Erst bei der WM 2006 unter Jürgen Klinsmann ging sein Stern auf. Damals noch – versprochen, zum letzten Mal – als „Schweini“, dem besten Kumpel von „Poldi“.