Der Kapitän hat keine Lust mehr. Ein alter Leitwolf sieht seine Zeit für den Abschied gekommen. Und der Bundestrainer ist der Ansicht, mit dieser Mannschaft noch nicht alle Ziele erreicht zu haben. Nach der WM 2014 ist vor der EM 2016. Anders formuliert: Ehe im September schon der erste Spieltag in der EM-Qualifikation im Kalender der deutschen Nationalmannschaft steht, müssen sich Fußballfans auf einige Änderungen gefasst machen. Ex-Spielführer Philipp Lahm machte den Anfang, kündigte nach dem Triumph bei der Weltmeisterschaft in Brasilien völlig überraschend für die meisten seinen Rücktritt an. Etwas mehr Zeit ließ sich Miroslav Klose. Nun steht fest: Auch der beste deutsche Torjäger hört mit dem WM-Titel auf.
Miroslav Klose beendet seine Karriere im DFB-Team
Zumindest der Schritt von Miroslav Klose ist nachvollziehbar. Er hat wahrlich alles erreicht. Nun ja, fast alles. Denn Europameister ist er noch nicht geworden. 2008 im EM-Endspiel war Klose nah dran, dann unterlag die deutsche Elf Spanien mit 0:1. Insofern wäre es vielleicht auch eine logische Entscheidung gewesen, doch noch zwei Jahre bis zur EM 2016 in Frankreich dranzuhängen. Dann wäre der Stürmer 38 Jahre alt. Vom Ehrgeiz, vom vorbildlichen Vorleben, was es bedeutet, Fußball-Profi zu sein, würde Klose das locker noch packen. Doch zuletzt plagten Miro vor allem bei seiner Zeit bei Lazio Rom immer wieder mehr oder weniger große Verletzungen. In der deutschen Nationalmannschaft hatte er während der Weltmeisterschaft längst keinen Stammplatz mehr. Es hing immer davon ab, ob Bundestrainer Joachim Löw sich dafür entschied, mit einer „echten“ oder „falschen“ Neun aufzulaufen. Sprich: mit oder ohne klassischen Mittelstürmer, den Miroslav Klose wie kein Zweiter im DFB-Trikot verkörperte.
Rekordtorjäger in der Nationalmannschaft und bei WM-Turnieren
Genau diese Tatsache dürfte letztendlich den Ausschlag gegeben haben, dass sich Miroslav Klose dazu entschied, seine Karriere in der Nationalmannschaft zu beenden. Er tat es nicht nur mit der mannschaftlichen Krönung, dem WM-Titel. Nein, im sensationellen Halbfinale der Weltmeisterschaft, in dem Brasilien sage und schreibe 7:1 vom Platz gefegt wurde, erzielte Miro Klose den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0. Es war sein 16. Tor bei einer WM-Endrunde – und damit war der bisherige Rekord des Brasilianers Ronaldo mit 15 WM-Toren gebrochen. Mit insgesamt 71 Treffern verabschiedet sich Miroslav Klose ohnehin auch als Rekord-Torschütze aus der deutschen Nationalmannschaft und löste den legendären Gerd Müller mit 68 Treffern ab. Der „Bomber der Nation“ brauchte für die Quote allerdings auch nur 62 Spiele. Klose hat mehr als das Doppelte „auf dem Buckel“, trug insgesamt 137 Mal das Trikot mit dem Adler auf der Brust. Nur Lothar Matthäus, der auf 150 Einsätze kommt, konnte Klose nicht mehr einholen.
Fair geht vor: Miroslav Klose als unumstrittener Sportsmann
Genug der Rekorde, zurück zur Gegenwart. „Mit dem Titel in Brasilien hat sich für mich ein Kindheitstraum erfüllt“, sagt Miroslav Klose heute. Er sei stolz und glücklich, dass er diesen Erfolg mitgestalten durfte. „Ich hatte eine einmalige, wunderschöne Zeit und viele unvergessliche Momente in der Nationalmannschaft.“ Und wir mit dir, lieber Miroslav Klose. Mensch geblieben ist er dabei immer. Es zeichneten ihn nicht nur seine Treffer aus, die er gerne mit Salto gebührend bejubelte. Nein, Klose war auch als tadelloser Sportsmann bekannt. Weil er einmal zugab, dass ein vermeintliches Foulspiel kein Elfmeter für seinen Verein Werder war, weil er ein zweites Mal für Lazio Rom gegen AC Florenz zugab, ein Tor mit der Hand erzielt zu haben, wurde er vom DFB zwei Mal mit der Auszeichnung „Fair ist mehr“ geehrt. Der AC Florenz würdigte ihn mit dem Fair-Play-Preis „Violette Karte“. Auch das war Miroslav Klose. Torjäger, Sportsmann, Mensch.