Und dann kam John O’Shea. Der irische Abwehrrecke ist eigentlich für die Abteilung Toreverhindern zuständig. In der vierten Minute der Nachspielzeit allerdings war der baumlange Innenverteidiger von Sunderland mit nach vorne geeilte – und drückte das Leder nach Vorarbeit von Jeff Hendrick geistesgegenwärtig und einen Tick schneller als Mats Hummels zum 1:1 über die Linie. Manuel Neuer hatte keine Chance. Für O’Shea war es ein besonderer Treffer in einem besonderen Match – seinem 100. Länderspiel.
Gelsenkirchen. Eine Fußballweisheit hat immer ihre Gültigkeit: Englische Mannschaften sind erst wirklich bezwungen, wenn der Schiedsrichter die Partie abpfeift. Und auf die irische Elf trifft dies ebenfalls zu. Davon kann nun auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein Lied von singen, die in der 94. Minute am dritten Spieltag der EM-Qualifikation noch den 1:1-Ausgleich hinnehmen musste. Der Bundestrainer war entsprechend bedient: „Enttäuscht sind wir alle. In den letzten paar Minuten waren wir allerdings einfach auch naiv“, gab Joachim Löw zu Protokoll. „Ich glaube, das war die einzige Chance von Irland, dann fällt das Tor.“
Irland zieht sich geschickt aus der Affäre
Schon im Vorfeld hatte Löw eine 1:1-Kopie der Polen-Partie erwartet. Will heißen: Einen tief stehenden Gegner, der sich aufs Kontern beschränken wird und hinten sehr kompakt steht. Und exakt so kam es auch. Allerdings hätte Außenverteidiger Erik Durm ebenfalls die Gelegenheit, schnell für etwas mehr Ruhe zu sorgen. Sein Gewaltschuss landete jedoch nur an der Latte. Nach der drangvollen Startphase bekamen die Boys in Green mehr und mehr Ordnung in die eigenen Reihen, so dass gute Chancen im ersten Abschnitt für die deutsche Elf eher die Ausnahme blieben.
Besser machten es die Adlerträger nach dem Wiederanpfiff in der Veltins-Arena auf Schalke. Lukas Podolski durfte jetzt ran. Für ihn opferte der Bundestrainer mit Ginter eine defensive Absicherung. Und schon war wieder mehr Musik in den deutschen Aktionen. Aber ob nun Karim Bellarabi, Toni Kroos oder auch Thomas Müller – der Ball wollte einfach nicht über die Linie. Eine Erkenntnis, die seit dem 0:2 in Polen ja nicht unbedingt neu ist.
Toni Kroos erlöst die deutsche Nationalelf
Insofern musste eine Einzelaktion herhalten, ehe endlich das 1:0 fiel, das aufgrund der Passivität von Irland natürlich auch verdient war. Toni Kroos wurde in der 71. Minute nicht angegriffen, legte sich in zentraler Position vor dem Strafraum den Ball noch einmal auf den lonken Fuß – und zog ab. Der passte genau! Vom linken Pfosten aus sprang das Leder hinter die Linie, keine Chance für Forde im irischen Kasten (71.). Immerhin, denn das Halten von O’Shea kurz zuvor gegen Götze hätte auch mit einem Strafstoß geahndet werden können.
Deutschland war also das erlösende 1:0 gelungen. Dann aber passierte das, was Torschütze Toni Kroos so beschrieb: „Am Ende haben wir nicht die Ruhe bewahrt. Das ist mir unverständlich. Wir haben unsere Spielweise in den letzten fünf Minuten verloren“, meinte der Kicker von Real Madrid. Zu ergänzen wäre noch: Und dann kam John O’Shea!