Ja, es war nur ein Testspiel, die Partie der deutschen Nationalmannschaft gegen Australien. Und als solches hat es die Aufgabe, korrekt, Dinge auszuprobieren. Im Vorwärtsgang klappte das in Ansätzen und für solch eine Begegnung in aller Freundschaft ganz gut. Doch defensiv, ob nun anfangs mit Dreier-, später dann mit Viererkette, fehlte es komplett an der Abstimmung. Auch ein Ron-Robert Zieler im Tor drängte sich nicht unbedingt als neue Nummer zwei auf.
Kaiserslautern. 2:2 – wie passend, dieses Endresultat für ein Freundschaftsspiel. Australien zeigte im Fritz-Walter-Stadion eine richtig gute Partie. Wer gedacht hatte, die Socceroos können nur kratzen, beißen und kämpfen, der sah sich getäuscht. Auch wenn die deutsche Nationalelf ganz zum Schluss das 3:2 noch auf dem Fuß hatte, so waren die Kicker aus Down Under unterm Strich dem Sieg sicherlich ein wenig näher. Auffälligster Akteur: Mathew Lecki vom Zweitliga-Spitzenreiter FC Ingolstadt.
Munterer Auftakt dank Badstuber und Gündogan
Es waren ausgerechnet die beiden Akteure im deutschen Team, die ihr Comeback feierten, die gemeinsam die erste Chance des Spiels besaßen: Ein Schuss von Holger Badstuber von der Strafraumkante wurde abgeblockt, den Abpraller nutzte Ilkay Gündogan, der das Leder ebenfalls aus etwa 17 Metern knapp am rechten Pfosten flach, aber eben auch vorbei schlenzte. Zuvor hatte Marco Reus Australiens Keeper Ryan zu einer Faustabwehr gezwungen (6.). Das Trio, das also die WM 2014 verletzungsbedingt verpasste, sorgte für die ersten Akzente der deutschen Mannschaft. Doch in einer munteren ersten Hälfte besaßen auch die Australier ihre großen Gelegenheiten. Denn was sich anbahnte, Abstimmungsschwierigkeiten in der deutschen Deckung, zeigte die neunte Minute schonungslos auf, als Matthew Leckie vom FC Ingolstadt den Ball freistehend neben das Tor zielte.
Marco Reus bringt das 1:0, Troisi den Ausgleich
Die DFB-Auswahl präsentierte sich defensiv schwach, doch nach vorne gab es einige sehenswerte Aktionen. Eine davon brachte die Führung durch Marco Reus, der kurz zuvor noch wegen einer Abseitsstellung zurecht zurückgepfiffen worden war. Sami Khedira hatte über die linke Flanke Tempo aufgenommen und dann mustergültig in die Mitte gepasst, wo der Dortmunder sich im Spagat in den Ball warf und das Leder so über die Linie bugsierte. Aber die Socceroos hatten darauf eine Antwort parat, weil es Deutschland nicht gelang, Tempo und Kreativität beizubehalten. Fünf Minuten vor dem Pausentee durfte Nathan Burns unbedrängt von links flanken, Badstuber und der Kölner Hector ließen Troisi gewähren, dessen harter Kopfball für Ron-Robert Zieler nicht zu halten war (40.).
Prinz Poldi tankt Selbstbewusstsein
Nach dem Seitenwechsel kam es sogar noch schlimmer. Gerade eben erst war Marco Reus mit einem Freistoß an Ryan gescheitert (48.), da klingelte es auch schon auf der anderen Seite. Denn auch die Socceroos bekamen einen Freistoß zugesprochen, den Mile Jedinak geschickt über die Mauer zirkelte. Zieler kam geflogen – aber zu spät. Australien führte 2:1, wie auch schon im letzten Testspiel in Mönchengladbach. Das endete seinerzeit mit diesem knappen Sieg für das Team aus Down Under. In Kaiserslautern allerdings hatte das DFB-Team noch eine Antwort parat. Der eingewechselte Schürrle kämpfte sich über die linke Außenbahn durch, passte einfach mal in den Rückraum, wo der ebenfalls eingewechselte Lukas Podolski die Hereingabe zum 2:2 veredelte (81.). Für Podolski mag es Balsam auf die geschundene Seele sein, so schlecht wie es erst beim FC Arsenal und neuerdings auch bei Inter Mailand lief und läuft.
Leckie verpasst das 3:1 als i-Tüpfelchen einer tollen Leistung
Ein wenig von dieser Verunsicherung war anschließend noch zu spüren, denn um ein Haar wäre Lukas Podolski sogar der Siegtreffer gelungen. Aber das wäre zuviel des Guten gewesen, denn eigentlich hatte Australien vor dem Ausgleich selbst den Sieg auf dem Fuß: Nach einem richtig guten Konter verpasste der Kopfball von Leckie als Aufsetzer haarscharf den Kasten von Ron-Robert Zieler. Fazit: Immerhin nicht verloren, ein in der Offensive ordentlicher Aufgalopp, aber eine bisweilen katastrophale Abwehrleistung ohne Abstimmung. Für die EM-Qualifikation wartet noch viel, sehr viel Arbeit auf den Bundestrainer.